Drei Interpretationen des Lustgartens

Ob urban oder rustikal, ertragreich oder besinnlich: Der Garten ist eine sich ständig wandelnde Spielwiese des Ausdrucks und der Kontemplation. Wir stellen Ihnen drei aktuelle Kreationen von Westschweizer Landschaftsarchitekten vor, die so abwechslungsreich sind wie das Leben.
13 mars 2025 Sylvain Menétrey
© Guilhem de Corneillan
© Sophie Franklin-Kellenberger
Photo: Sophie Franklin-Kellenberger/
Photo: Sophie Franklin-Kellenberger
© BAP Merian
Photo: BAP Merian
© BAP Merian
Photo: BAP Merian
https://www.terrenature.ch/app/uploads/2025/03/HSJ25_48_IMG_5372.jpeg 1

Unbändiger Naturalismus

Im Bezirk Goms, zwischen der Arve und der französischen Grenze, hat der Landschaftsarchitekt Guilhem de Corneillan für einen Privatkunden die abschüssigen Blumenrabatten, «die den Garten optisch zu beengt wirken liessen», in ein blühendes Schmuckstück verwandelt. «Um Tiefe zu schaffen, habe ich mich in erster Linie auf die Zwischenhöhen konzentriert, die auf dem Grundstück gänzlich fehlten. Also habe ich Staudenbeete angelegt», erklärt der Fachmann, der ein Studium an der HEPIA absolviert und sein eigenes Planungsbüro 2017 in Carouge (GE) eröffnet hat.

Das Gestaltungsprojekt konzentrierte sich auf einen kleineren Bereich des ansehnlichen 12’000 m2 grossen Anwesens. Der begeisterte Pflanzenkenner kombinierte Zieräpfel mit verschiedenen Asternsorten und fi ligranen Gräsern wie dem Japanischen Berggras (Hakonechloa macra) oder dem zweifarbigen Silberhaargras (Imperata cylindrica). «Ich habe mich ausserdem für insektenfreundliche Blumen wie z. B. Duftnesseln oder Sonnenhut entschieden.»

Die Sorten finden sich in den verschiedenen Beeten wieder und erzeugen so Einheitlichkeit, während sie je nach Ausrichtung und Bodenbeschaffenheit variieren. Sie blühen abwechselnd im Laufe der Saison und verleihen diesem herrlichen Garten bis zum Herbst lebendige Ausdruckskraft.

https://www.terrenature.ch/app/uploads/2025/03/HSJ25_49_HC7A4966.jpeg 2

Grenzenloser Komfort

Julien Kellenberger vom Landschaftsarchitekturbüro Mise en scène in Yens (VD) hat in Estavayer-le-Lac (FR) einen Garten entworfen, der die Verbindung zwischen dem klar strukturierten modernen Haus auf den Anhöhen des Ortes und dem Wald herstellt, der es vom See trennt. «Durch das Klima und die Luftfeuchtigkeit gedeihen die Pflanzen im Garten in grosser Fülle und die Grenze zum Wald ist nicht mehr so deutlich erkennbar», erklärt er.

Die Eigentümer, ein Gemüsegärtner, eine Alternativmedizinerin und ihre Kinder, freuen sich ausserdem über die Fuchsfamilie oder die Ringelnattern, die sie an ihrem Teich hin und wieder besuchen. Der nach Norden zum See hin ausgerichtete Garten besteht vorwiegend aus Pflanzen, die wenig Licht benötigen, wie Farne oder Christrosen.

Der Landschaftsgestalter hat für die Grossfamilie verschiedene Zonen konzipiert, die alle Lebensbereiche abdecken: einen Familienbereich im Zentrum, eine Terrasse, die über dem Wasser zu schweben scheint, oder auch die «Serregola», eine Mischung aus Gewächshaus und Pergola, ein in die Vegetation eingebetteter, lauschiger Rückzugsort.

Das Ensemble soll ansprechend und ausgewogen sein, «wie ein Gemälde», das man vom Obergeschoss des Hauses aus oder über die zahlreichen diagonalen Blickachsen bewundern kann, die Kellenberger direkt in das 1800 m2 grosse Grundstück einbezogen hat

https://www.terrenature.ch/app/uploads/2025/03/HSJ25_51_Redon_Merian-73.jpeg 3

Ländlich opulent

Catherine und Luc Merian erwarben 2006 das prächtige Bauernhaus Le Redon in Avry-devant-Pont (FR) am
Ufer des Greyerzersees. Zu diesem Zeitpunkt war der ehrwürdige Holzbau aus dem Jahr 1703 seit einem halben Jahrhundert unbewohnt und den Elementen schutzlos ausgesetzt. Auch Kleinvieh hatte sich in der Zwischenzeit dort eingenistet. Das Landschaftsarchitektenpaar renovierte das Objekt nach den Vorgaben des Amtes für Kulturgüter. 2015 waren die Arbeiten am Haus abgeschlossen und so konnte sich das Büro von Luc Merian und Epp Kesküla Erard der Gartengestaltung widmen.

Dieser zauberhafte Aussenbereich ist die Visitenkarte des fachkundigen Teams, das im ehemaligen Bauernhaus arbeitet. Mit seinen quadratischen Beeten, die nach dem Vorbild eines mittelalterlichen Klostergartens kreuzförmig angeordnet sind, greift er zudem den historischen Charakter des Hauses auf. Pastellfarbene Blütenstauden wie Salbei und Gefleckter Storchschnabel sowie Farne und Gräser füllen die Quadrate und schaffen so separate Bereiche.

Die Dachplatanen spenden der Sitzecke mit Blick auf den See Schatten. Das Gelände wurde neu modelliert und schmiegt sich nun stufenförmig an den Hang. Oben am Haus befindet sich der in Hochbeeten mit Holzeinfassung angelegte Gemüsegarten. «Wir haben uns von einem Buch von Stéphane Krebs inspirieren lassen, das die typischen Elemente der Schweizer Bauerngärten beschreibt», erklärt Luc Merian. Ein traditioneller, vielseitiger Garten mit alten Birnbäumen, einem Hochstammobstgarten, den die neuen
Bewohner auf der anderen Seite des Anwesens angepflanzt haben, Bienenstöcken und einem Teich, an dem die Vögel ihren Durst stillen können.

Envie de partager cet article ?

Icône Boutique Icône Connexion