Heilpflanzen hegen und pflegen
In einem Traumgarten beweist sie ihren grünen Daumen
Maya Berger, Fenalet-sur-Bex (VD)
In einem ehemaligen Schafstall auf 680 m Höhe mit Blick auf die Dents-du-Midi, den Trientgletscher und das Val d’Illiez macht sich die Kindergärtnerin noch nach Feierabend voller Tatendrang im eigenen Garten ans Werk. Eine traumhafte Kulisse liefert der Muveran im Hintergrund, während der Wald von Le Montet weiter unten die Anhöhen bedeckt. In der Dämmerung zirpen die Zikaden in den Weiden der Gemeinde Kerzers.
«Ein Garten ist wie ein Gedicht: Seine Schönheit ist Balsam für das Herz und für die Seele.» Seit rund dreissig Jahren kultiviert Maya Berger Blumen, Obst, Gemüse und Heilpflanzen, um sich selbst zu versorgen und das Wohlbefinden ihrer Familie zu fördern. «Die Pädagogik, die Medizin, die Sterne, der Kosmos, die Form der Pflanzen: Alles ist miteinander verbunden, und das finde ich fantastisch. Es ist in gewisser Weise das Gegenteil von dem, was wir heute leben: In der Zersplitterung geht das grosse Ganze verloren.»
Maya Berger liebt vor allem Kräuterteemischungen, doch auch in ihrer Küche greift sie – ihrer inneren Eingebung folgend – zu aromatischen Kräutern wie Oregano, Bohnenkraut, Salbei und Rosmarin. Vorsorglich in einem Schrank verstaut warten selbstgemachte Präparate darauf, ihre Vorzüge unter Beweis zu stellen. Denn bei einer Erkältung wirkt die Echinacea-Urtinktur Wunder, ebenso helfen Arnika oder Calendula bei der Desinfektion und der Heilung von Wehwehchen aller Art, während Holunder bei Erkältungen und Husten Linderung verspricht … Eine richtige kleine Hausapotheke, die sie ihren Lieben gern als Weihnachtsgeschenk zukommen lässt.
Das Heilkräftige
Ich verwende gern ein- oder mehrjähriges Bohnenkraut, sowohl als Tee als auch zum Kochen, z. B. kleingehackt in Galettes. Es schmeckt wunderbar und ist nicht zu scharf: ein echter Alleskönner.
Der Wohltuende
Der Sonnenhut (Echinacea). Ich bewundere immer wieder die anmutige Erscheinung dieser Pflanze. Sie ist äusserst wirkungsvoll, insbesondere bei der Stärkung des Immunsystems: Immer wenn ich mich angeschlagen fühle, greife ich zu dieser Pflanze.
Ein Refugium und Reich für die Sinne
Immacolata Febbraro, Corbières (FR)
Vom Balkon ihres modernen Wohnhauses wirkt die umliegende Landschaft wie ein Gemälde. Die Wolken werfen ihre Schatten auf die sattgrünen Hügel, die den Greyerzersee umsäumen. Nur das Geläut der Glocken vermag das Summen der Insekten zu übertönen, die von den betörenden Düften der unzähligen Kräuter angelockt werden.
Das Interesse an Heilpflanzen erblühte bei der Biologin und Naturheilkundlerin Immacolata Febbraro mit ihrer Leidenschaft für die Biowissenschaften. «Als ich hierherkam, lag alles brach. Ich wollte den Tieren einen Lebensraum in meiner Nähe schaffen und habe einen einladenden Garten angelegt.»
Ihr Credo: der Natur zurückgeben, was ihr gehört. Zehn Jahre lang sät sie, lässt alles gedeihen, studiert und beobachtet die reiche Pflanzenvielfalt, die sich um ihr Haus angesiedelt hat und zu einem Zufluchts- oder Durchgangsort für Füchse, Vögel, Schmetterlinge, Eidechsen, Blindschleichen, Igel, Glühwürmchen und Insekten aller Art geworden ist. «Ein Garten lässt sich mit allen Sinnen erleben: Ich berühre, grabe, bestaune, schmecke, rieche, betrachte … Es gerät zunehmend in Vergessenheit, aber all das ist wichtig.»
Ob Kräutertees, Hydrolate, Urtinkturen, alkoholhaltige Tinkturen, Ölauszüge und Kräutermischungen für die Küche, die Autodidaktin verwendet ihre Pflanzen täglich, sowohl in ihrer Praxis als auch zu Hause. Denn man heilt sowohl durch die richtige Ernährung als auch durch die richtigen Heilmittel.
Die Heilkräftige
Die Zitronenmelisse. Sie gedeiht problemlos in jedem Garten, ist eine Weide für zahlreiche Insekten und kann ganz unkompliziert als Tee zubereitet werden. Sie lindert Verdauungsstörungen und beruhigt nervöse Spannungen. Ich mag ihren Geruch, ihre Haptik und ihre bisweilen herzförmigen Blätter. Sie hat etwas Feminines.
Die Wohltuenden
Ich binde oft kleine Kräutersträusschen für die Küche, die voller Antioxidantien stecken. Hierfür nehme ich ein grosses Blatt Muskatellersalbei und wickle Bohnenkraut, Estragon, Majoran und Basilikum darin ein. Ich verwende es für viele rohe oder gekochte Speisen. Es duftet dann herrlich in der ganzen Küche.
Natürliche Hausmittel gegen kleine Wehwehchen
Christella Medina, St. Ursen (FR)
Das Wispern des im Winde tanzenden Weizens vermischt sich mit den Klängen des Waldes. Sie dringen vom Waldrand herüber, den man vom Bauernhof aus sehen kann. Auf der anderen Seite wandert der Blick in die Ferne zu den bläulich schimmernden Gipfeln. Ein reizvolles Bild, das schon bald durch die heiteren Rufe zweier Kinder ergänzt wird, die ganz in ihre Fantasiewelt vertieft sind.
Alles begann 2009, als Christella Medina beschliesst, sich bei ihrem Vater im beschaulichen Brändli niederzulassen. Sie geht ihm beim Anbau von alten Weizensorten zur Hand, die ihr Vater vom Korn bis zum Brot eigenhändig verarbeitet. «Sein Wissen über die Natur hat mich schnell beeindruckt: Er zeigte mit dem Finger auf ein Kraut und sagte mir, welches Hausmittel man daraus herstellen konnte. Damit ich ihn nicht ständig mit meinen Fragen löchere, schenkte er mir ein Buch über Heilpflanzen. Mein erstes. Das war der Startschuss!»
Bei gesundheitlichen Beschwerden wälzt die 30-Jährige ihre Bücher und behandelt die ganze Familie mit den Pflanzen aus dem hauseigenen Garten. Um ihre Palette an Heilmitteln zu bereichern, erkundet sie die Umgebung und sammelt Wildkräuter wie Schafgarbe, Gänseblümchen, Brennnessel oder Spitzwegerich. Daraus stellt sie Balsame, Ölmazerate und Kräuterteemischungen her, die mittlerweile über den Familienkreis hinaus begehrt sind.
Der Heilkräftige
Salbei, weil er für alles gut ist! Der Salbei aus unserem Garten ist besonders erstaunlich. Er wurde bereits von meinem Vater gepflanzt und ist wie die Familie gewachsen. Auch auf einer Höhe von 700 m über dem Meeresspiegel übersteht er den Winter mühelos.
Die Wohltuenden
Eine Mischung liebe ich ganz besonders: Minze, Melisse und Malve. Sie wirkt verdauungsfördernd und beruhigend und liefert einen wunderbaren Abendtee, den ich oft vor dem Schlafengehen trinke. Ein kleines Ritual, das mir heilig ist.
Blühende Hänge in luftiger Höhe
Mégane Weiss et Loïc Meldem, Isérables (VS)
Nach mehreren Jahren der Wanderschaft und der Arbeit im Ausland zieht es Loïc Meldem 2019 zurück in die Schweiz. Sein Ziel: sich selbst versorgen und in dem Land Wurzeln schlagen, in dem er geboren wurde. In Isérables (VS) wird er fündig. Hier erwirbt er ein Grundstück und lässt sich, als er an den abschüssigen Berghängen Terrassen anlegt, von seiner Zeit in Asien inspirieren. «Ich arbeite mit meinen Händen in der Erde, und nicht den ganzen Tag vor einem Bildschirm. Eine solche Lebensqualität ist unbezahlbar.»
Am Rande des Walliser Dorfes thront sein Gartenreich auf über 1000 Höhenmetern oberhalb des Rhonetals. Trotz luftiger Höhe und strenger Winter spriesst es rund um den ehemaligen Schafstall üppig: Rosen, Dill, Enzian, Lindenblüten, Brennnesseln, Lorbeer, Kamille, Salbei und Rosmarin wachsen hier bunt durcheinander.
Loïc Meldem erhält inzwischen Unterstützung von der Neurotherapeutin Mégane Weiss. Das Duo experimentiert unermüdlich und bereichert sein Wissen über die phytotherapeutischen Eigenschaften von Pflanzen. «Ich habe mich schon immer für ihre wohltuenden Eigenschaften und ihre gesundheitsfördernde Wirkung interessiert», erzählt sie. «Ich arbeite viel mit der Phytotherapie und mit Pflanzen, die wir selbst auf dem Feld anbauen und weiterverarbeiten.» Kräutertees, alkoholhaltige Tinkturen, Balsame, Urtinkturen, Rohsäfte, Laktofermentation: Das ganze Jahr über kultiviert und verarbeitet das Paar ein beachtliches Sortiment an Heilpflanzen.
Die Heilkräftige
Eine der vielseitigsten Pflanzen, die wir kennen, ist die Brennnessel. Sie wird als Kräutertee, Urtinktur, Suppe oder Gewürz verwendet. Sie ist sowohl zur Unterstützung des weiblichen Hormonhaushalts, der Gelenke und Nieren als auch bei Hautirritationen oder Gicht von Nutzen!
Der Wohltuende
Der Rosentee, weil er gut für das Herz ist. Heilkundlich verwende ich ihn gegen Halsschmerzen, da diese reizlindernde Pflanze Entzündungen im Mundraum mildert. Durch seine leicht sedative Wirkung kann Rosentee auch bei Angstzuständen helfen.
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