In Satigny erschafft er seine Oase der Ruhe: einen Bonsai-Garten

Inspiriert von der traditionellen japanischen Gartenkunst hegt und pflegt der Genfer Nicolas Amann seit zwanzig Jahren rund achtzig Zwergbäume in Tongefässen. Im Frühjahr geht es an den Wurzelschnitt, der für mehr Dichte und Harmonie sorgt.
13 mars 2025 Lila Erard
Nicolas Amann hat einen echten japanischen Garten samt Karpfenteich angelegt. Unter seinen zahlreichen Bonsai-Exemplaren finden sich die verschiedenen Gestaltungsstile: aufrecht, geneigt, kaskadenförmig, in Floss- oder Waldform. © Nicolas Righetti / Lundi13
Nicolas Amann hat einen echten japanischen Garten samt Karpfenteich angelegt. Unter seinen zahlreichen Bonsai-Exemplaren finden sich die verschiedenen Gestaltungsstile: aufrecht, geneigt, kaskadenförmig, in Floss- oder Waldform. © Nicolas Righetti / Lundi13
Nicolas Amann hat einen echten japanischen Garten samt Karpfenteich angelegt. Unter seinen zahlreichen Bonsai-Exemplaren finden sich die verschiedenen Gestaltungsstile: aufrecht, geneigt, kaskadenförmig, in Floss- oder Waldform. © Nicolas Righetti / Lundi13
Nicolas Amann hat einen echten japanischen Garten samt Karpfenteich angelegt. Unter seinen zahlreichen Bonsai-Exemplaren finden sich die verschiedenen Gestaltungsstile: aufrecht, geneigt, kaskadenförmig, in Floss- oder Waldform. © Nicolas Righetti / Lundi13
Nicolas Amann hat einen echten japanischen Garten samt Karpfenteich angelegt. Unter seinen zahlreichen Bonsai-Exemplaren finden sich die verschiedenen Gestaltungsstile: aufrecht, geneigt, kaskadenförmig, in Floss- oder Waldform. © Nicolas Righetti / Lundi13
Nicolas Amann hat einen echten japanischen Garten samt Karpfenteich angelegt. Unter seinen zahlreichen Bonsai-Exemplaren finden sich die verschiedenen Gestaltungsstile: aufrecht, geneigt, kaskadenförmig, in Floss- oder Waldform. © Nicolas Righetti / Lundi13

Mitten in einem beschaulichen Wohnquartier am Genfer Stadtrand hebt sich ein Garten auf stimmungsvolle Weise von denen der umliegenden Häuser ab. Statt Schaufel und Rechen sind hier lediglich Miniaturscheren und -zangen gefragt. Wir sind zu Gast in Satigny, im Gartenreich von Nicolas Amann, einer von Japan inspirierten Oase der Ruhe und Klarheit.

Veredeln, nicht verziehen

Rings um einen Teich, in dem bunte Koi-Karpfen schwimmen, züchtet der studierte Biologe gut achtzig Bonsais in verschiedenen Wuchsformen. „Den ersten habe ich 1999 für meine Frau gekauft. Aber am Ende habe ich mich selbst um ihn gekümmert. Seitdem kann ich nicht mehr die Finger davon lassen“, verrät er, während er uns seine Schützlinge im Miniaturformat präsentiert. Nachdem sie den Winter gut geschützt in einem Gewächshaus auf der Terrasse verbracht haben, nehmen die Zwergbäume seit zwei Wochen wieder ihren angestammten Sommerstandort ein.

Wenn die ersten Blätter und Blüten zum Vorschein kommen, muss umgetopft werden. Eine besonders zeitintensive Tätigkeit, der sich der Betriebsleiter mit Vorliebe nach der Arbeit und an den Wochenenden widmet. „Ziel ist es, den Wuchs der Pflanze zu begrenzen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie sich gesund entwickelt“, erklärt er. Obwohl sich sämtliche Arten zu Bonsais umformen lassen, eignen sich japanische Ahornbäume, Apfelbäume, Wacholder und Kiefern besonders gut. „Bei konsequenter und gewissenhafter Pflege können sie mehrere Jahrhunderte überdauern.“

Aus Japan mitgebrachte Setzlinge

Um einen echten Miniaturwald zu erschaffen, brachte Nicolas Amann mehrere Setzlinge von seinen Japanreisen mit, die er nach den ästhetischen Prinzipien dieser traditionellen Kunst gestaltete. „Die gängigsten Stilformen sind aufrechte oder geneigte Bonsais. Diese Bäumchen mit ihrer ansprechenden konischen Form zeichnen sich in der Regel durch eine abgeflachte Krone und mehrere Astreihen aus“, erklärt er und zeigt auf eine besonders gelungene Japanische Weißkiefer.

„Es muss ein Gefühl von Harmonie entstehen. Die Lücken müssen die geschlossenen Stellen hervorheben.“ Um dies zu erreichen, verwendet der Autodidakt eine spezielle Bindetechnik, bei der Kupferdraht über mehrere Monate um die Zweige gewickelt wird, um so ihren Wuchs zu beeinflussen.

Die Kunst des Metsumi

Im Frühjahr werden dann vereinzelte Jungtriebe abgeschnitten, um kleine Verästelungen und Blätter zu erzeugen. Dies wird als „Pinzieren“ oder Metsumi bezeichnet. „Es geht nicht darum, den Baum in eine bestimmte Form zu pressen, sondern vielmehr ihn zu verdichten und zu veredeln“, betont er. Ein häufiger Schnitt der oberen Zweige sorgt auch im Sommer für einen kompakten Wuchs.

„Man muss der Eigendynamik der Pflanze entgegenwirken, die von Natur aus nach oben wächst. Es dauert gut zehn Jahre, bis ein Steckling die gewünschte Gestalt annimmt. Abgeschlossen ist dieser Prozess allerdings nie. Es ist ein Lebenswerk!“ Der umweltbewusste Mittvierziger, der gerne ökologisch gärtnert, verzichtet auf jegliche Art von Chemie, abgesehen von ein paar Ameisenboxen, um Blattläusen vorzubeugen.

Der Gärtner

Nicolas Amann arbeitet als Biologe in einem Planungsbüro und befasst sich hauptsächlich mit Bäumen im städtischen Raum. Ein Beruf wie geschaffen für den 47-jährigen Schweizer, der zudem Präsident des Bonsaï Club du Léman ist. Der Verein besteht aus dreißig Bonsai-Liebhabern, die sich regelmäßig treffen und über ihr gemeinsames Hobby austauschen.

Der zweifache Familienvater organisiert nicht nur verschiedene Workshops, sondern lädt auch immer wieder japanische Bonsai-Künstler in die Schweiz ein, um das Wissen über diese traditionelle fernöstliche Kunst zu erweitern.

Ein zeitintensives Hobby

Nicolas Amann liebt die biologische Vielfalt in all ihren Erscheinungsformen und besitzt auch mehrere Yamadori, sogenannte Findlinge, die direkt aus der Natur entnommen werden. „Diese Exemplare besitzen mehr Charakter durch ihre Rückstände von abgestorbenem Holz. Sie vermitteln echte Emotionen und eine gewisse Dramatik“, sagt er und veranschaulicht seine Ausführungen mit einem bemerkenswerten Spanischen Wacholder.

Sein persönlicher Favorit ist jedoch die Japanische Ulme, eine seiner ersten Anschaffungen. „Bei einem Basketballspiel mit meinem Bruder ging sie kaputt und musste komplett neu strukturiert werden. Später brach ein weiterer Ast ab. Aus ihm habe ich dann einen Steckling gezogen. Diese Pflanze bedeutet mir sehr viel!“

In Rauch aufgegangene Bäume

Ein anderes, weitaus düstereres Ereignis hat den Familienvater ebenfalls geprägt: Vor vier Jahren zerstörte ein Brand rund fünfzehn Bonsais, die seinen Gartenzaun säumten. „Jahrelange Arbeit ging in Rauch und Flammen auf. Wir mussten ihnen je nach Schaden neues Leben einhauchen“, erzählt er und zeigt auf den schwarz verfärbten Stamm eines Chinesischen Wacholders. Nichtsdestotrotz kann sich seine beachtliche Sammlung sehen lassen.

Auf zahlreichen Fachmessen in Frankreich, Belgien und Italien wurde sie bereits ausgestellt. Bei diesen Veranstaltungen wird jeder Bonsai mit einem Kusamono kombiniert – einer Beipflanze, die die entsprechende Jahreszeit akzentuiert. In seinem Genfer Garten finden sich Hunderte dieser Miniaturkompositionen. „Immer wenn ich auf Reisen gehe, bringe ich regionale Pflanzen mit, die ich speziell zu diesem Zweck aussuche“, verrät er.

Achtung vor den Ferien

Dabei sind für Nicolas Amann die ausgewählten Tongefäße ebenso wichtig wie der Bonsai selbst. „Für Nadelbäume ist unglasierte Keramik besser geeignet, damit die Pflanze besser atmen kann“, erklärt er und zeigt stolz auf die japanischen Töpfersiegel unter einigen seiner Bäume.Bis zur nächsten Ausstellung hat der Bonsaika über dem Garten einen Sonnenschutz montiert, um seine wertvolle Pflanzenpracht vor starker Hitze zu schützen.

In der warmen Jahreszeit sind zwei Bewässerungen pro Tag erforderlich. „Und das auch bei Regen, denn die Wasserzufuhr muss konstant sein“, betont der Perfektionist.Bleibt da überhaupt noch Zeit für den Urlaub? „Es erfordert gute Organisation“, räumt Amann ein. „Man muss eine Vertrauensperson finden, die sich in dieser Zeit um den Garten kümmert. Aber ich mag die Vorstellung von Disziplin und Beharrlichkeit. In unserer schnelllebigen Gesellschaft empfinde ich die Bonsaikunst, die ein hohes Maß an Geduld und Ausdauer erfordert, als wertvolle Lebensphilosophie.“

In Zahlen

80 Bonsais und 200 Kusamonos gehören zu seiner Sammlung

1 Gewächshaus für den Winter

2 Bewässerungen pro Tag in der warmen Jahreszeit

Über 1000 Jahre lässt sich diese traditionelle Gartenkunst in Japan zurückverfolgen

Mindestens 10 Jahre Arbeit sind nötig, um einen Bonsai aus einem Steckling zu formen

1 Teich mit 7 Koi-Karpfen.

Envie de partager cet article ?

Icône Boutique Icône Connexion